12.12.2016 - Begrüßungsrede zur Barbarafeier der Bezirksgruppe Hambach im Ring Deutscher Bergingenieure e.V

 

Wir wünschen Ihnen, Ihrer Familie und Freunden, allen Menschen eine besinnliche Adventszeit. Möge der Geist der Weihnacht unsere Herzen mit dem Streben nach Frieden und der bestmöglichen Gesellschaft von uns Menschen erfüllen, in der Freiheit und Wohlstand ohne ideologische Begrenzungen gedeihen – für unsere Kinder, mit unseren Kindern.

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Glückauf, liebe Gäste, verehrte Damen und Herren, liebe Kameradinnen und Kameraden,

 

Ein Jahr neigt sich dem Ende zu, traditionell feiern wir hier in Ellen, im Saal Wamig-Weber, das Fest der hl. Barbara, eingebunden in den Reigen der vielen adventlichen Veranstaltungen und Termine.

 

Viele Aktivitäten haben das Jahr begleitet, sowohl auf der Bezirksgruppenebene, als auch beim BV…..

 

Dass der Hambachchor am Dienstag dieser Woche bei der Barbaramesse in Bergheim und heute nachmittag in Ellen den Gottesdienst so unterstützen konnte, bedingt ebenfalls vieler Proben, der geschickten Hand unseres Chorleiters in der Wahl und Gestaltung der Lieder, vieler Absprachen und einem Chor, der auch ausreichend Stimmgewalt beinhaltet. Nebenher gesagt: das macht dem Chor auch noch Spaß…. Und wir suchen nach wie vor noch Stimmen, die uns dabei helfen, dass dieser Chor auch noch in den nächsten Jahren stimmgewaltig und sangesfähig bleibt!

 

270 Mitglieder hat unsere Bezirksgruppe, aus dem Bauch heraus nehmen aber nur 15, 20 % die Angebote des RDB hier in Hambach an. Wir Führungskräfte, Techniker und Ingenieure im Bergbau leben vom Miteinander, daher mein Appell: Kommen Sie zu den Veranstaltungen, aktivieren Sie die Kameraden, die schon im RDB sind und die Kollegen, die es sein könnten. Vielleicht arbeiten Sie selbst mal aktiv mit? Da sind wir sehr offen und freuen uns über jede Hand und jedes Hirn.

 

2016, wieder ein Jahr großer Veränderungen und Umbrüche, die auch noch in den nächsten Jahren folgen werden. Alpha als das nächste große Tagebauprojekt, wieder große Veränderungen, die kommen werden.

 

Wir kämpfen weiter, um die Folgen einer Politik zu kompensieren, die schon lange faktenbasierte Entscheidungen zugunsten „gefühlt“ richtiger Entscheidungen zurückweist.
Passend dazu wurde heute „postfaktisch“ als Wort des Jahres gewählt. Postfaktisch bezeichnet Denken und Handeln, bei dem Fakten nicht mehr im Mittelpunkt stehen, sondern „Gefühle“.



 

Aus einem guten Gefühl heraus eine gesellschaftliche Transformation und einen radikalen Umbau der bis dato stabilen Energieversorgung unserer Republik zu beschließen, ohne Lösungen zu kennen, Fakten zu ignorieren – in welcher schönen neuen Welt sind wir angekommen?

 

Eine Landesregierung, die mit der Leitentscheidung Garzweiler auf 4 Jahre Wertschöpfung des Rheinischen Reviers aus politischem Kalkül verzichtet, eine Regierung, die eine Dekarbonisierung beschließt, ohne auch nur ansatzweise substanzielle Ideen zur Realisierung zu haben, ist schon lange im Postfaktischen angekommen.

 

Die Grünen in NRW können in 20 Jahren komplett aus der Braunkohle aussteigen und dabei noch 100.000 Arbeitsplätze in der Umwelttechnik schaffen. Lokale Grünpolitiker, Kirchenverbände, NGO’s und Bürgerinitiativen sind der Meinung, dass der Tagebau Hambach schon in den nächsten 5 Jahren nicht mehr benötigt wird, wenn man nur Wind und Sonne genug unterstützt. Kernkraft musste raus, Kohle, Öl und Gas? Alles muss raus!

 

NRW, die einst starke Schulter der industriellen Wertschöpfung in Deutschland, hat inzwischen die rote Laterne im Vergleich der Wirtschaftskraft der Bundesländer, nie war die Verschuldung so hoch.

 

Die Strompreise werden auch nächstes Jahr trotz umfangreicher Verschleierungsbemühungen der Regierung weiter und unaufhaltsam steigen.

 


Weil die Folgen dieser Politik immer offensichtlicher werden, muss mit dem großen Lümmel Volk einfach nur besser „geredet“, müssen die Entscheidungen der Regierenden nur richtig erklärt werden und müssen dann folgerichtig als einzig möglich und alternativlos vom Bürger akzeptiert werden.



 

Der BUND fordert:“ Eine transformative Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) muss in allen formalen, nonformalen und informellen Bildungssystemen strukturell verankert werden, damit die Bevölkerung befähigt wird, sich politisch und strukturverändernd für eine klimafreundliche Gesellschaft zu engagieren und partizipativ mitzugestalten. Die Verankerung von transformativer Bildung für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz ist hierfür in allen Lehrplänen und Prüfungsordnungen sowie in Aus-, Weiter- und Fortbildungsangeboten für Lehrende notwendig.“
Selbstständig denkende Individuen? Alles muss raus!

 

Frau Merkel warnte davor, dass Menschen in den sozialen Medien nur noch das lesen, was ihre eigenen Auffassungen bestätige oder ihnen von Gleichgesinnten empfohlen werde: „Das ist eine Entwicklung, die wir genau beobachten müssen.“ Dies bedrohe die für die Demokratie unerlässliche Fähigkeit, sich auch mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen. „Solche Mechanismen, wenn sie nicht transparent sind, können zur Verzerrung der Wahrnehmung führen; sie verengen den Blickwinkel.“

 

War das bisher anders? Die SPD hat den Vorwärts, der CDU-Wähler die FAZ, linksgrün Spektraldurchdrungene die TAZ, Bergleute die Bergbau.

 

Liebe Frau Merkel: „Welche Meinungen möchten Sie als bürgerkonform gelten lassen?“

 

Diese Sicht der Dinge (die übrigens schon seit Jahren in die Lehrpläne Einzug hält) geht davon aus, dass der Staat alleine die gültige Moral definiert. Damit begründet dieser Staat auch sein Recht auf Einmischung ins Private.

 

Recht auf freie Meinung? Alles muss raus!

 

Der Staat aber steht nicht über der Demokratie. Er ist nicht gerechter, fortschrittlicher, moralischer als seine jeweils auf Zeit gewählten Repräsentanten und Parteien. Ein solches Staatsverständnis ist autoritär und muss in einer Demokratie verhindert werden.

 

Hilfreich bei diesen staatlichen Aktivitäten ist die moralische Keule: Der vom Menschen verursachte Klimawandel, der Weltuntergang, das Ende aller Ressourcen…

 

Bereits 1992 sollten alle Ölvorräte erschöpft sein, wie es der Club of Rome an die Wand malte; Al Gore prophezeite das Abschmelzen aller Gletscher für 2013. Das zwar ist nicht eingetreten, aber der nun als Unheilsbotschaft an die Wand gemalte und über jeglichen Zweifel erhabene Klimawandel bietet den Hebel zur Begrenzung bisheriger Freiheiten. Die Justizministerin der USA, Loretta Lynch, will allen Ernstes feststellen lassen, inwieweit es möglich ist, Personen, die den menschgemachten Klimawandel in Frage stellen, strafrechtlich zu verfolgen. 

 

Mit dem Glauben der Politik an Begrenztheiten werden Ängste vor einem Kollaps des Bestehenden geschürt und ihnen der Nimbus des Gottgegebenen verschafft. Gottgegebenes, das Wissenschaft ausblendet und Unterordnung verlangt.  Fortschritt wird zunehmend verteufelt, weil Risiken bestehen könnten (ich erinnere da an Gentechnik, Fracking, Kernkraft, CCS, Radioaktivität aus Tagebauen), irrationale Ängste werden geschürt. Angst breitet sich aus, wo Wissen, Vernunft und Sachlichkeit fehlen. Angst reduziert die kritische Urteilskraft, schafft Feindbilder und Schuldige, pauschaliert und macht schwach.

 

Wer seine eigene Position dabei sachlich wie moralisch für die einzig zulässige hält, ist für den Diskurs verloren, strebt einzig nach geistiger Herrschaft. Wie sonst sollte er sein Land/die Welt retten? Es sind eben nur leider noch nicht alle von der Wahrheit überzeugt, ja wollen vielleicht sogar Opposition einnehmen.

 

Ein Beispiel: Braunkohlegegner machen einen Plan, wie der Tagebau hinter der Linie der alten Lage der A4 bleiben kann – nein nicht kann, hier werden unverhandelbare Bedingungen gestellt. RWE weist diese zurück und hat sich damit schon in der Argumentation dieser Leute ausgegrenzt. Die  Ausgrenzer kennen nur Leute, die sich ihrer Wahrheit anschließen oder diese verleugnen. Sie bewegen sich ausschließlich auf ihrem eigenen „moralisch überwachten Korridor zulässiger Argumentation“
Gefährlich wird diese Spaltung, wenn sich die Parteien und Medien an der moralischen Grenzziehung beteiligen. Ich verweise da auf entsprechende Berichterstattungen, nicht zuletzt im WDR. Der offene Diskurs als Kernkompetenz der Gesellschaft? Alles muss raus!

 

Die Gewalt und Brutalität der Chaoten im Hambacher Forst, der Tagebaustürmer, wird als legitim, ja sogar als Heldentum deklariert, weil sie ja gegen die Umweltzerstörung des Tagebaus durch die Schergen des Kapitalismus gerichtet ist.

 

Gerichte urteilen inzwischen nicht mehr nur nach Faktenlage, sondern beziehen auch ideologische Motive zur Urteilsfindung mit ein – wenn die Ideologie die ihrer Wahrnehmung entsprechende Richtige ist.

 


Machen wir uns nichts vor: Begrenzungen, Verbote, Nachhaltigkeitsvergötterung, Vorsorgeprinzip sind dabei, Kreativität in Lähmung, Freiheit in Konformismus und Dynamik in Stillstand zu verwandeln. Eine Gemeinschaft, die ihren Kindern nicht mehr beibringt, dass sie die Welt verbessern können (und auch sollen), indem sie ihre Freiheit dazu nutzen, Grenzen zu sprengen und neue Ideen und Produkte zu entwickeln, sondern sie darauf verpflichtet, „das System“ durch Verzicht zu retten und seine Grenzen zu heiligen, verrät mehr als nur das Erbe unserer Vorfahren. Eine solche Gesellschaft verrät all das, was freie Menschen ausmacht: das „Bestreben (), das Leben durch einen größeren Reichthum von Ideen zu verschönern.“ (Alexander v. Humboldt)

 

Wie stehen wir als RWE in diesem Szenario?

 

Ungeachtet der zuvor genannten Forderung verquerer Weltverbesserer und postfaktisch agierender Umweltschützer schafft es RWE Power, die real auf dem Tisch liegenden Anforderungen aus dem Klimaschutzplan mit 60% weniger Co2-Ausstoß bis 2030 auf Basis 1998 mit konkreten Planungen und Maßnahmen zu hinterlegen. WIR schaffen das.

 

Damit ist die Braunkohle mal wieder in ihrer Rolle als existentiell wichtiger Teil der Energiewende bestätigt, hoffen wir, dass die kommenden Wahlen nicht weitere ideologische Hürden für uns, unsere Region und die sichere Energieversorgung der Republik aufbauen. Wir streben weiterhin eine Zukunft an, die nicht nur Ökologie oder Ressourcenverzicht als hehres Ziel sieht, sondern den ausgewogenen Dreiklang von Ökologie, Wirtschaft und dem dazu gehörigen Sozialsystem für freie, kritische und ideenvolle Menschen, für unsere Kinder und Enkel.

 

All dies ist natürlich nur zu erreichen, wenn wir als Unternehmen auch weiterhin bestehen können, wenn unser Strom weiterhin preiswert bleibt. Wir machen unser Tagesgeschäft weiter, mit neuen Methoden, in neuen Strukturen, im Bewusstsein, dass dies alles mehr denn je nur gemeinsam geschafft werden kann. Bergbau ist unser Mannschaftsspiel.

 

……

 

Ich wünsche allzeit die segnende und schützende Hand der hl. Barbara über unser Unternehmen und alle unsere Mitarbeiter. Ihnen alle eine gesegnete Adventszeit, uns Allen eine lebenswerte Zukunft

 

Glückauf

 

Dipl.-Ing. Wilhelm Stock

 

Vorsitzender