Betriebserfahrungsaustausch BV Mitteldeutsche Braunkohle - BV Rheinische Braunkohle vom 23. – 26. Juni 2016

Zu einem Betriebserfahrungsaustausch mit dem BV Mitteldeutsche Braunkohle fuhren am 23. Juni 2016 elf Mitglieder des BV-Rheinische Braunkohle mit dem Bus nach Sachsen-Anhalt. Bei Ausfahrt Sangerhausen begrüßte uns Dipl.-Ing. Rayk Bauer, Geschäftsführer des BV Mitteldeutsche Braunkohle. Während der nächsten drei Tage betreute er die Gruppe. Erstes Ziel, das ErlebnisZentrum Bergbau RÖHRIGSCHACHT WETTELRODE, Landkreis Mansfeld-Südharz. Hier wurde von 1200 bis 1990 Kupferschiefer abgebaut.

 

Der Röhrigschacht befindet sich inmitten der historischen Bergbaulandschaft des südöstlichen Harzvorlandes. Nach einer Stärkung unter­nahm die Gruppe einen Rundgang auf dem Bergbaulehrpfad durch die Altbergbaulandschaft und erkundete, wie im Mittelalter Kupferschiefer in den Anfängen abgebaut wurde. Danach fand eine Seilfahrt in das Schaubergwerk statt. In 283 m Tiefe fuhren wir mit der Grubenbahn ca. 1000 m in das Abbaufeld des 19. Jahrhunderts, wo an­hand von Schauobjekten die Abbauentwicklung von den Anfängen bis zur Neuzeit vorgeführt und erläutert wurde. Im Anschluss Weiterfahrt zum Hotel nach Hohenmöl­sen im Burgenlandkreis im Süden Sachsen-Anhalts. Nach dem Bezug der Hotelzimmer klang der Tag mit Gesprächen über das Erlebte in geselliger Runde aus.

 

Röhrigschacht
Röhrigschacht - untertage
Tagebau Profen

Freitag, 24. Juni, stand die Befahrung Tagebau Profen auf dem Programm mit Schwerpunkt Vorbereitung für den Aufschluss des Abbaufeldes Domsen. Der Tagebau Profen liegt im Süden von Sachsen-Anhalt und Sachsen. Er gehört zur MIBRAG (Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH). Im Informationsraum gab Rayk Bauer Folien gestützt einen Überblick über die Lage des Tagebaus in der Region, der Abbaufelder, Geräteausstattung und deren Abnehmer. Der Tagebau erstreckt sich über die Abbaufelder Profen Süd und Schwerzau sowie das neue Abbaufeld Domsen. Vier Schaufelradbagger und zwei Eimerkettenbagger gewinnen Kohle und Abraum; zwei Abset­zer verkippen Abraum. Mobile Gewinnungs- und Fördertechnik, ein Kohlemisch- und -stapelplatz (KMS) sowie etwa 34 km Bandanlagen komplettieren die Förderanlagen. Zu den größten Kunden gehören neben dem Kraftwerk Schkopau, den MIBRAG-Industriekraftwerken Deuben und Wählitz Heizkraftwerke und Industriebe­triebe in Chemnitz, Dessau und Zeitz. Hauptabnehmer der Kohle ist das Kraftwerk Schkopau. Es versorgt die Dow Olefinverbund GmbH am Standort mit Strom und Prozesswärme, liefert Strom in das Netz der Deutschen Bahn und in das öffentliche Netz. Ca. 9 Millionen Tonnen Rohbraunkohle stellt der Tagebau bereit, bei einem A:K Verhältnis 4:1. Die Wasserhebung beträgt ca. 50 Millionen Kubikmeter und wird zur Flutung der Seen im Südraum Leipzig genutzt. Nach den Ausführun­gen gab Madeleine König, Bergbauplanung Tagebau Profen, einen detaillierten Überblick über das neue Abbaufeld Domsen und die damit verbundene Räumung von Altlasten (Deponie/Kippe) auf dem Abbaufeld. Der Beginn des Abbaus wird ab 2017 erfolgen. Nach den Informationen folgte die Tagebaubefahrung. Mit einem geländegängi­gen Mannschaftswagen fuhren wir markante Punkte im Tagebau an, dabei konnten wir S-Radbagger und Absetzer in Aktion aus der Nähe betrachten. Auf der Rekultivierung werden Kippenflächen hauptsächlich für landwirtschaftliche Nutzung vorbereitet.

 

Danach fuhren wir zum Abbaufeld Domsen, hier sahen wir uns den Aufschlussgraben und die Beräumung des Vorfeldes von Altlasten vor Ort an. Nach einer Stärkung fuhr die Gruppe mit dem Bus zum Bergbau-Technik-Park. Der mitteldeut­sche Raum wurde geprägt von der Jahrhunderte langen Gewinnung, Veredlung und Nutzung der Naturressource Braunkohle. Der Park will einen Ort schaffen, der einen authentischen Blick in die Vergangenheit gewährt und damit die Brücke schlägt zwischen Vergangenem, Gegenwart und Zukunft. Anknüpfungspunkt war die Bewahrung zweier Tagebaugroßgeräte aus dem ehemaligen Tagebau Espenhain vor ihrer bereits beschlossenen Verschrottung. Der Park verbindet das Lernen über und die Erinnerung an den Braunkohlenabbau mit der Funktion der touristischen Attraktion und der Erholung. Nach der Führung durch den Technik-Park und einem Zwischen­stopp im Hotel ging die Fahrt weiter zur Brikettfabrik „HERRMANNSCHACHT“ bei Zeitz.

Brikettfabrik Herrmannschacht

Die Brikettfabrik Herrmannschacht bei Zeitz wurde 1889 errichtet, um die Zuckerfabrik Zeitz mit günstigen Brennstoffen zu versorgen. Die Fabrik gilt als weltweit älteste erhaltene Brikettfabrik der ersten Generation. Den Anfang macht ein Lehrpfad des Braunkohlenwaldes, der die Entwicklung der Pflanzen in verwandter Form jener Zeit zeigt, die diese charakteristischen Moorlandschaften bildeten, aus der schließlich die Mitteldeutsche Braunkohle entstand. Ein Rundgang durch die Fabrik veranschaulicht die einzelnen Arbeitsschritte der Brikettproduktion am origina­len Maschinenbestand. Die Verwendung des Briketts im privaten Umfeld führt das einzige Ofenmuseum in Mitteldeutschland vor. Eine Mini-Gartenbahn mit Modellen aus der Industriegeschichte des Zeitz-Weißenfelder Braunkohlenreviers rundete die Besichtigung ab. Mit dem anschließenden Kameradschaftsabend in den historischen Gemäuern endete ein erlebnisreicher Tag.

 

Samstag, 25. Juni, Fahrt zum Geiseltalsee. Der Geiseltalsee ist ein Tagebaurestsee im südlichen Sachsen-Anhalt. Der See entstand im Zuge von Rekultivierungsmaßnah­men im früheren Braunkohlenabbaugebiet Geiseltal nordöstlich von Mücheln. Der Geiseltalsee ist der größte ab 2003 künstlich hergestellte See in Deutschland. Mit einer Tiefe von 78 m und einer Wasserfläche von 18,4 km² wurde die Flutung mit der Wasserentnahme aus der Saale im Jahr 2011 beendet. Mit einer Schiffsrundfahrt auf der MS  „FELIX“ erkundeten wir den Geiseltalsee. Im Anschluss folgte eine fachliche Rundfahrt um den Geiseltalsee unter Führung des Interes­sen- und Fördervereins Geiseltalsee e.V. mit Mittagsimbiss und Weinverkostung „Vom Bergbau zum Weinbau“. Im Südhang des Geiseltalsees wird auf einer ehemaligen Halde Wein angebaut. Die Idee dazu hatte der Hobbywinzer Rolf Reifert 1997. Die vielen Probleme, eigens entwickelte Techniken, mit Hilfe von Universitä­ten und vor allem der Glaube an die Lage am Geiseltalsee bescheren uns heute exklusive Weine aus dem Saale-Unstrut-Gebiet. Eine Pilgerhütte des Jacobsweges befin­det sich oberhalb des Weinberges. Nach der Weinverkostung Weiterfahrt zur Zentralwerkstatt PFÄNNERHALL. Sie begleitet und unterstützt den Wandel der Region nach dem Bergbau. In der ehemaligen Maschinenhalle ist die Dauerausstellung „FUNDORT PFÄNNERHALL“. Thematische Schwerpunkte dieser Ausstellung: der Sozio­typ Geiseltal; der Geotyp Geiseltal; das Geiseltal Urpferd; das Mammut von Pfännerhall; der Altelefant; der Neandertaler; die Pfännerschaft und Pfännerhall; der Fossilienpark Geiseltal. Nach der Führung nahmen wir Abschied von Rayk Bauer vom BV Mitteldeutsche Braunkohle, der uns in den vergangenen Tagen hervorragend betreut hat. Danach Weiterfahrt mit dem Bus zum Landhotel Pockau in der Nähe von Freiberg im Erzgebirge.

 

Sonntag, den 26. Juni, aktive Teilnahme an der traditionellen Bergparade zum 31. Bergstadtfest in Freiberg.

Bergparade Freiberg 2016

Nach der Aufstellung zog die Bergparade in den Freiberger Dom ein. Die um 1180 erbaute romanische Basilika erhielt mit der spätromanischen Triumphkreuzgruppe und der Goldenen Pforte zwei sehr bedeutende Kunstwerke. Heute zählt der Freiberger Dom zu den Kulturdenkmälern von europäischem Rang und beherrscht als spätgotischer Bau seit Beginn des 16. Jahrhunderts den histori­schen Untermarkt. In dem Dom befindet sich eine bedeutende Silbermannorgel, die mit ihrem Klang verzaubert. Nach dem Berggottesdienst zog die Bergparade über den Schlosspark, die Silbermannstraße weiter durch den Park, vorbei am Schwanenschlösschen, über die Wallstraße und Nonnengasse zum Obermarkt. Hier erfolgte die bergmännische Aufwartung. Die neue schöne Standarte unseres Bezirksvereins, getragen von Paul-Heinz Breuer, machte uns weithin sichtbar. Auf dem Obermarkt angekom­men und nach der Begrüßung der teilnehmenden Gruppen der Bergparade, der Bergstadtkönigin, nach Ansprache des Oberbürgermeisters und Partnerstadt endete dann die bergmännische Aufwartung traditionell mit dem Freiberger Steigerlied: Glückauf. Nach der Bergparade traten wir die Heimreise an, wo wir gegen 22:00 Uhr am Tage­bau Hambach eintrafen. Dank gilt der Gruppe, die harmonisch und gesellig war. Ein besonderer Dank gilt Alois Zollinger, er führte die Gruppe hervorragend, kurzum ein gelungener Betriebserfahrungsaustausch.

 

Hermann-Josef Rott