Weihnachtsgruß 2020

Liebe Kameradinnen und Kameraden, liebe Freunde des RDB,

 

2020 ein Jahr mit minimalsten Aktivitäten des RDB, ohne Barbaramesse, Jazzabend, Feste, Barbarafeiern. Mit hunderten Barbarafeuern haben wir aber gezeigt, dass es den Bergbau in den Revieren Deutschlands noch gibt, dass Traditionen leben. Dazu Dank für jedes Feuer, jedes Geleucht, jede Kerze.

 

Mein Vater hat, wie Einige von euch auch, einen Weltkrieg miterlebt, das Elend in den Jahren danach, den Wiederaufbau, den Aufschwung. Was ihn nie verließ, war seine Zuversicht, dass Alles weitergeht, dass es irgendwie immer besser wird. Auch ich habe die Zeiten des Aufschwungs, des immer besser, immer mehr erlebt, die fetten Jahre der Republik, des wohl besten Deutschlands, das wir je hatten. Doch nun, gefühlt, beginnt meine Zuversicht zu schwinden, Sorgen über die seit Jahren schleichende Enteignung und Entwertung des Erworbenen nehmen zu.



Diesem Land ist die gesellschaftliche Dynamik und das Vertrauen in den technologischen Fortschritt verloren gegangen. Der Krisenmodus wird als „neue Normalität“ begrüßt, die Regierenden werden trotzdem mit einem hohen Maß Zufriedenheit belohnt. Der staatliche Dirigismus feiert seine Renaissance. Utopien ersetzen den Realitätssinn. Mit den letzten Kernkraftwerken geht planbare, sichere und CO2-freie Energie aus dem Markt, klimapolitischer Irrsinn. Schon Ende dieses Jahres sollen gut 5 GW Kraftwerksleistung aus Kohle abgeschaltet werden.
Viel zu wenig, wie inzwischen viele Bürger und Politiker glauben und wie es NGO’s und ergrünte Wissenschaftler in immer neuen Gutachten unter selektiver Ignoranz physikalischer, ökonomischer und ökologischer Grundsätze belegen. Die Weltrettung fordert harte Schnitte, Verzicht, Verbote - der Niedergang unserer Energieversorgung als Rückgrat der Industrie wird geradezu zur moralischen Notwendigkeit erklärt.

 

Das Virus beschleunigt zusätzlich diesen Verfall, der Klimawandel begründet ihn. Einsprüche sind nicht verboten, aber werden im Diskurs nicht ernst genommen. Wer die Energiewende kritisiert, wird als Klimaleugner, neuerdings sogar als „Realitätsverweigerer“ bezeichnet, was ihn auf eine Stufe mit Coronaleugnern, Reichsbürgern und Ähnlichen stellt. Was gute Wissenschaft ist und was unzulässige Wissenschaft, bestimmen Medien und Politik; nicht nur in Sachen Klimaerwärmung und Energiepolitik ist der Mechanismus eines degenerierten demokratischen Diskurses zu erkennen. Gleichzeitig steigen die Strompreise immer weiter. Die EEG-Umlage - die „Kugel Eis“ des Herrn Trittin - steigt von 6,8 ct/kWh in 2020 auf 8,6 ct/kWh in 2021, wobei durch den Trick der Steuerfinanzierung von 2,1 ct aus Steuern nur noch 6,5 ct ausgewiesen werden. Als wenn Steuern vom Staat bezahlt werden…

 

Im Windschatten der Corona-Krise wurde aktuell in Brüssel beschlossen, dass im Vergleich zu 1990 im Jahre 2030 nicht mehr nur 40 Prozent, sondern 55 Prozent weniger CO2, sprich Kohlendioxid emittiert werden soll. Benzin, Gas, Heizöl und Strom sollen noch viel teurer werden als heute schon. Autoindustrie, Mittelstand, Landwirtschaft, Kraftwerke werden mit überhöhter Geschwindigkeit abgewickelt und das Land aus humanitären Gründen gegen die Wand gefahren. Oben drauf auf die Corona-Krise kommt also noch ein zusätzliches Armutsbeschaffungs- und Deindustrialisierungs-Programm zur Rettung der Menschheit.

 

Im Kern handelt sich um einen Kulturkampf um das, was bisher unsere Gesellschaft gestärkt und betrieben hat, was gesagt und gedacht werden darf. Die überall gefühlte Cancel Culture und Genderei sind andere Worte für einen Geistes- und Sprachverfall; indem die Sprache begrenzt wird, wird die Welt verengt, wird in Gut und Böse eingeteilt. Wer die Probleme der Menschheit lösen will, muss aber die richtigen Fragen stellen können und diskutieren dürfen. Nur, weil es uns noch gut geht, muss es nicht gut gehen.

 

Mit dem Revierfahrplan 2038 wird für uns Bergleute der sozial verträgliche Ausstieg aus der Kohle versüßt. Wir werden alles daran setzen, dass unsere Arbeit bis 2038 und der abschließenden Rekultivierung ein Ergebnis zeigt, auf das wir stolz sein können.

 

Bewusst muss aber sein, dass die wegfallenden Arbeitsplätze ebenso wie die unserer Partnerfirmen und deren Wertschöpfung in der Region verloren sind für die Generation, die nach uns kommt. Mit 14 Mrd € soll die Region in die Lage versetzt werden, durch Innovation und Infrastruktur neue Arbeitsplätze zu schaffen: zukunftsorientiert, klimaneutral, nachhaltig, vielfältig…
Das Wirtschafts- und Strukturprogramm 1.0 der Zukunftsagentur Rheinisches Revier liest sich daher wie ein „Wünsch Dir was“ der üblichen Subventionsempfänger der Republik. Wenn nächstes Jahr die Arbeitsplätze sukzessive wegfallen, wird das WSP 1.0 oder dessen Folgewerke und -projekte keine neuen Arbeitsplätze geschaffen haben. Ich rufe dringend dazu auf, die Bürgerbeteiligung an diesem WSP zu nutzen, bringen Sie sich ein, fordern Sie, erheben Sie ihre Stimme laut! Es geht um die Zukunft des Reviers, um Sie, ihre Kinder und Enkel.

 

Es ist dem Bergmann aber inne, in jeder Situation seine Zuversicht zu behalten und zu verbreiten, nur nach vorne zu sehen. Möge uns die Heilige Barbara diese Zuversicht erhalten und ihre schützende Hand über unser Tun halten. Denken Sie daran, dass das Tun nicht nur im Betrieb, sondern aktuell auch in der Gesellschaft für unser Rheinisches Revier gebraucht wird.

 

So mag die erste Strophe eines überlieferten Festtagslieds der Bergleute uns dabei unterstützen

 

Glückauf ihr Bergleut jung und alt.

seid froh und wohlgemut.

Erhebet eure Stimme laut,

es wird schon werden gut.

Gott hat uns einst die Gnad' gegeb'n,

daß wir vom edlen Bergwerk leb'n,

drum singt mit uns der ganze Hauf:

Glückauf, Glückauf, Glückauf.

 

In diesem Sinne wünscht Euch und Ihnen der RDB ein frohes Fest einen guten Rutsch in ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr 2021