Fakten-Check 9


Viel heiße Luft

Greenpeace-Studie zum Zustand des Hambacher Forstes im Faktencheck

 

 

Eine von Greenpeace beauftragte Studie zum Zustand des Hambacher Forstes wurde in den letzten Tagen von den Medien aufgegriffen. Die Kernaussage der Studie ist: Vom Tagebau Hambach ausgehende „Randeffekte“ würden den Zustand des Hambacher Forstes eklatant verschlechtern. Basierend auf dieser These richten die Autoren mehrere Forderungen u.a. an RWE. Die Studie im Faktencheck.


Die Studie macht am tagebauseitigen Waldrand vermehrt Wind- und Trockenschäden aus, insbesondere bei Kiefern und Buchen. Dafür machen die Autoren Heißluftströme aus dem Tagebau verantwortlich.

 

Die Greenpeace-Studie beschreibt allgemeine Phänomene rund um aktuelle Waldschäden durchaus korrekt. Allerdings findet keine fachliche und differenzierte Bewertung des Waldzustandes statt. Deutschlandweit treten in Wäldern derzeit Trockenschäden auf. Ob die im Hambacher Forst stärker als anderswo sind, wurde nicht untersucht. Starke thermische Winde bringen die Autoren in einen kausalen Zusammenhang mit Baumschäden am Waldrand des Hambacher Forstes. Hinreichende Beweise dafür liefern sie nicht.

 

Die Studie verschweigt zudem, dass Windwürfe und Rindenbrand an Rodungsgrenzen normal sind. Aufgrund der Rodungen der Vorjahre stehen im Hambacher Forst heute Bäume an der Waldgrenze, die zuvor im Verbund standen. Sie sind Wind und Sonne somit in besonderem Maß ausgesetzt. Sterben diese Bäume ab, wachsen an ihrer Stelle Kräuter, Sträucher und kleinere Bäume. Diese bilden mit der Zeit einen stufigen Waldaußenrand, der den Wald vor zu viel Wind und Sonne schützt – ein natürlicher Prozess, der allerdings einige Jahre dauert. 

 

Die Studie mündet in einen Forderungskatalog. Der umfasst u.a. einen 500-Meter-Schutzkorridor um den Forst, eine zügige Wiederbewaldung von Randstreifen und früheren Verkehrswegen. Außerdem bringt die Studie eine „zumindest vorübergehende“ Bewässerung von Wiederbewaldungsflächen ins Gespräch.

 

Vorschläge wie die Wiederbewaldung der früheren Verkehrsflächen sind aus unserer Sicht durchaus prüfenswert. Die Studie belegt, dass die Sophienhöhe als geschlossenes Waldgebiet inzwischen stärker zum klimatischen Ausgleich beiträgt als der Hambacher Forst. Das zeigt, dass Rekultivierung funktioniert. 

 

Die von den Autoren geforderte Wiederbewaldung führt RWE in dieser Weise auf der Sophienhöhe und im Rindenburger Altwald bereits durch. Eine Umsetzung im Hambacher Forst würde jedoch voraussetzen, dass der Wald dauerhaft erhalten werden kann und dass er sicher zugänglich ist. 

 

Ein wissenschaftlicher Ansatz zur Herleitung der in der Studie geforderten 500m-Pufferzone um den Wald fehlt in der Studie. Bei der Frage nach dem Abstand des Tagebaus vom Waldrand hält sich RWE an die Maßgabe der zuständigen Bergbehörde, der Bezirksregierung Arnsberg. Die fordert mit Hinweis auf eine Bewertung des Geologischen Dienstes NRW einen Mindestabstand von 50 Metern zwischen der Oberkante des Abbaus und dem Waldrand. So ist sichergestellt, dass weder der Wurzelbereich noch die Baumkronen Schaden nehmen können.



Zu Vorschlägen, den Hambacher Forst künstlich zu bewässern, haben wir uns in der Vergangenheit bereits geäußert: Wir halten dies nicht für sinnvoll. Die Heranführung von Wasser ist da sinnvoll, wo menschliche Tätigkeit schützenswerten Feuchtgebieten Wasser entzieht, die auf ständigen Grundwasserkontakt angewiesen sind. Aus diesem Grund versorgen wir seit über 20 Jahren z. B. die Feuchtgebiete des Naturparks Schwalm-Nette mit aufbereitetem Sümpfungswasser aus dem Tagebau Garzweiler. Trockenheitsbedingte Schäden im Hambacher Forst sind Folge des bislang sehr trockenen Sommers und nicht durch die Grundwasserhebung beeinflusst. Der Wald dort hatte – wie die meisten Wälder in Deutschland – noch nie Grundwasserkontakt. Stattdessen bezieht der Wald seine Feuchtigkeit aus stauenden Bodenschichten.