Studien bitte richtig lesen


Was Zeitungen zum Ausstoß von Kohlendioxid schreiben....

Berliner Zeitung, 11.03.2016

 

Erneuter Anstieg des Klimakillers Kohlendioxid

 

Fünf Jahre nach der Atom-Katastrophe von Fukushima und dem Beginn der Energiewende in Deutschland tut sich die Bundesrepublik weiterhin schwer, den Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid nachhaltig zu vermindern. Wie aus einer bisher unveröffentlichten Studie der Berliner Denkfabrik „Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft“ (FÖS) hervorgeht, sind die Emissionen im Jahr 2015 sogar wieder leicht gestiegen […] Weil es für die Energiekonzerne billiger ist, Strom mit den teils alten und längst abgeschriebenen Braunkohlekraftwerken zu erzeugen als mit hochmodernen Gaskraftwerken.

Faktencheck: Falsch. Die in den Medienberichten herangezogene Studie der FÖS geht insgesamt von einem Anstieg der Treibhausgas-Emissionen von 10 Millionen Tonnen aus. Der Anstieg ist gemäß der Studie fast ausschließlich witterungsbedingt. Daher sind die Haupttreiber dieses Anstiegs der Mehrverbrauch von Mineralöl und Erdgas zu Heizzwecken, der 80 Prozent des Effektes erklärt. Dieses witterungsbedingte „Rauschen“ zur Grundlage von klimapolitischem Handeln zu machen, ist absurd. Die Aussage in den Medien, die Braunkohle sei hauptverantwortlich für den Anstieg der CO2-Emissionen, ist zudem von der Studie überhaupt nicht gedeckt.

 

Dass diese Medien-Berichte zur Braunkohleverstromung falsch sind, zeigt auch die heute gemeinsam vom Umweltbundesamt und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit veröffentlichte Erklärung. Kernaussage: Bei der Stromerzeugung sind die CO2-Emissionen zurückgegangen. Obwohl 2015 mit Grafenrheinfeld das größte Atomkraftwerk abgeschaltet worden sei, habe die Kohleverstromung nicht zugenommen, heißt es in der Erklärung.

 

FÖS selber erwähnt die Braunkohleverstromung bei den Konsequenzen übrigens mit keinem Wort. Dort heißt es richtigerweise: „Die restlichen 13 Prozentpunkte der Einsparung müssen bis zum Jahr 2020 realisiert werden. Um das 2020-Ziel dennoch zu erreichen, sind stärkere Reduktionen insbesondere in den Bereichen Verkehr und Landwirtschaft notwendig. Weiterhin ist konsequentes Handeln im Bereich Energieeffizienz gefordert, um unter anderem Einsparpotentiale im Bereich Heizenergieverbrauch zu erschließen.“

 

Außerdem kommen auch das Öko-Institut und Fraunhofer ISI zum dem Ergebnis, dass Deutschland sein Treibhausgasminderungsziel für 2020 (-40 Prozent) und das indikative Ziel für 2030 (-55 Prozent) erreichen kann – ohne zusätzliche Maßnahmen im Kraftwerkssektor.