2025
Mitteldeutschland zwischen Geschichte und Strukturwandel
Am 16.10.2025 traten 14 Kameradinnen und Kameraden des BV Rheinische Braunkohle den Betriebserfahrungsaustausch mit dem BV Mitteldeutsche Braunkohle an, für den Dr. Michael Struzina ein hochspannendes Programm ausgearbeitet hatte. Schwerpunkt der Tour war die Stadt Altenburg in Thüringen, von deren Geschichte und der Geschichte und Zukunft des Landes wir noch viel erfahren sollten.
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12:00 Uhr mittags war für die Befahrung des Chemie- und Industrieparks Zeitz angesetzt, so dass wir schon um 4:30 Uhr ab dem Tagebau Hambach starteten. Trotz einer Autobahnsperrung kamen wir kurz nach 12 Uhr dort an, wo wir von Dr. Struzina und Rayk Bauer vom BV Mitteldeutsche Braunkohle mit einem kleinen Imbiss erwartet wurden.
Niclas Buschner von der Infra-Zeitz Servicegesellschaft mbH erläuterte uns die Geschichte, den aktuellen Entwicklungsstand und die Zukunftsoptionen des Chemie- und Industrieparks Zeitz in der Gemeinde Elsteraue.
Die 15 im Park produzierenden Unternehmen beschäftigen auf gut 230 Hektar mehr als 600 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Jahresumsatz von etwa 300 Millionen Euro. Die Produktpalette reicht von Adipinsäure, hochwertigen Basisölen, Weizenstärke, Wachsprodukten (darunter Öl- und Chemikalienbindemittel) bis zu Industrieklebstoffen. Weitere rund 400 Mitarbeiter am Standort sind in Unternehmen der Energieerzeugung, industrienahen Dienstleistungen sowie Forschung und Entwicklung tätig. Ziel ist es, den Standort weiter für nachhaltige und ressourcenschonende Betriebe auszubauen, wozu auch Mittel aus dem Strukturwandelfonds bereitgestellt und beantragt sind.
Nach dem Vortrag erfolgte eine Führung über den Standort mit seinen mannigfaltigen Stationen zur Wasserbereitstellung und Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung für die vielen verschiedenen Firmen auf dem Gelände.
Eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die den Eindruck hinterließ, dass diese Aufgabe quasi mehrere Chemiebetriebe zur Versorgung der eigentlichen Chemiebetriebe auf dem Gelände beinhaltet.
Nach einer kurzen Fahrt kamen wir am Parkhotel Altenburg - einer früheren Tuch- und Filzfabrik aus der Gründerzeit, liebevoll zum Hotel umgebaut - an und checkten kurz ein.
Und schon schlug das Pendel wieder in Richtung Geschichte aus, eine Führung durch die Gemächer des Residenzschlosses Altenburg war gebucht. Anhand der verschiedenen Räume und der Gemälde der Herzöge von Sachsen-Altenburg schilderte uns der Führer eindrucksvoll die Historie des Schlosses und seiner verschiedenen Bewohner vom Mittelalter bis in die Neuzeit, die ein großes Stück unserer Deutschen Geschichte geprägt haben.
Bild Schloss Altenburg Willi StockSehr eindrucksvoll war die Schlosskirche aus dem 15. Jahrhundert mit ihrer weit bekannten Trost-Orgel von 1739, die nach Umbauten und einer Restaurierung in den 70er Jahren wieder mit der Klangpracht des 18. Jahrhunderts aufwarten kann, wovon ein Orgelanspiel per Tonträger einen guten Eindruck vermittelte. Bach und Liszt waren häufige Spieler dieser Orgel. Beim Orgelmarathon 2025 gab es die seltene Gelegenheit, mit der Trost-Orgel im online zugeschalteten Wechselspiel mit der Freiberger Silbermann-Orgel zwei Instrumente von Weltrang unmittelbar zu erleben.
Zurück im Hotel konnten wir beim gemeinsamen Abendessen mit den Mitteldeutschen Kameraden unsere Eindrücke verarbeiten und noch viele Informationen zu Altenburg und dem Stand des Strukturwandels in der Region erhalten.
17.10.2025
Nach einem guten Frühstück im Hotel war das nächste Ziel die Zentraldeponie Cröbern. Dort stiegen Kameradinnen und Kameraden aus dem BV Mitteldeutsche Braunkohle zu, mit denen wir gemeinsam die geplanten Befahrungen des Tages durchführten.
Inmitten des heutigen Leipziger Neuseenlandes entstand Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts auf der Innenkippe des Tagebaus Espenhain die Zentraldeponie Cröbern in Großpösna. Genau wie bei der Sanierung von Tagebauen wird auch beim Bau, der Rekultivierung und der Nachsorge von Deponien Verantwortung für einen sehr langen Zeitraum übernommen.
Durch unsere Führerin, Frau Hennig, erfuhren und erlebten wir, wie auf dieser Deponie eine umfangreiche Vorselektion und Nutzung der Abfälle erfolgt. Energieerzeugung aus Biogas, Kompostierung von Bioabfällen. PV-Anlagen auf den Deponieflächen, Abwasserbehandlung und strenges Monitoring der Abfallströme, eine spannende Aufgabe. Nach der Sortierung des Hausmülls und des Sperrmülls erfolgt die mechanische, völlig automatisierte Trennung der verschiedenen Wertstoffe, die dann zur Weiterverarbeitung in verschiedene Wertstoffkreise geführt werden, nur ein kleiner Teil geht in die Müllverbrennung oder in die Deponie. Beklagt wurde der immer noch zu hohe Anteil von Biomüll im Restmüll, der durch konsequente Mülltrennung vermieden werden könnte. So entgeht eine große Menge von Biomasse der Wiederverwertung.
Den Abschluss bildete die Ersteigung der Deponie mit einem überwältigenden Ausblick auf die Leipziger Seen und den Bergbautechnikpark, natürlich untersetzt von umfangreichen Auskünften unserer Mitteldeutschen Kameraden und Kameradinnen zur Geschichte der Entstehung dieser Relikte der Vergangenheit.
Bild Gruppenbild Andreas OhseTrotz des bedeckten Himmels war es trocken, zeitweise schien sogar die Sonne auf die Mannschaft.
Strukturwandel und Geschichte stand auch bei der Befahrung des Tagebaus Profen an. Mit einem Mannschaftstransportwagen ging es zuerst in das in der Restauskohlung und beginnenden Sanierung befindliche Abbaufeld Schwerzau (der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch an eine frühere Befahrung während der Aufschlussphase dieses Abbaufeldes mit dem Schwerpunkt Vorfeldarchäologie), ehe die Fahrt in das Abbaufeld Domsen weiterging. Durch den Leiter Tagebautechnologie, Mike Fischer, erfuhren wir eindrucksvoll von den Schwierigkeiten der Kohleförderung in der heutigen Energiewirtschaft.
Das Abbaufeld Domsen ist geprägt von der früheren Braunkohleförderung, die begrenzt durch die damaligen Fördertechnologien Restflöze übrig ließ, die nun aufwändig gefördert werden.
Gleichzeitig wird die Stromproduktion in den Kraftwerken immer stärker wetterabhängig. Bei Wind und Sonne ist kein Kohlebedarf, verzichtet aber der Windgott Aiolos auf dicke Backen und der Sonnengott Helios liegt auf der faulen Haut, läuft die Kohle wie geschnitten Brot. Statt Wochenplanung ist der Personal- und Geräteeinsatz fast täglich komplett zu überplanen. Das weitere an Informationsbedarf konnten die Kameradinnen und Kameraden unterwegs im MTW decken.
Im Tagebau Profen konnten wir uns direkt am Bagger ebenfalls einen vertieften Eindruck davon machen, wie der Altbergbau massiven Einfluss auf die Kohleförderung und -planung hat.
Bild Profen 1580 Willi StockZurück im Hotel blieb ein wenig Zeit, im Anschluss war ein Kameradschaftsabend in Altenburg in der Gaststätte „Brühl 7“ geplant. Um wieder unserem Bedürfnis nach Geschichte Rechnung zu tragen, hatten die Kameraden Dr. Struzina und Bauer einen kleinen Stadtrundgang auf dem Weg zur Gaststätte geplant, auf dem wir viel über die Geschichte der Stadt und die wunderbaren Gebäude erfuhren. So trafen wir ein wenig später als geplant zum Kameradschaftsabend ein.
Bei gutem Essen, vielen Gesprächen, dem gemeinsamen Absingen des Steigerlieds unter Applaus der anderen Gäste verging die Zeit wie im Flug, so dass einige aus der Runde erst nach Mitternacht das Hotel erreichten.
18.10.2025
Unser Rückreisetag, allerdings war für 10:00 Uhr noch ein Besuch des Museum Lützen 1632 geplant.
Die Schlacht bei Lützen war eine der Hauptschlachten des Dreißigjährigen Krieges. Sie fand im November 1632 bei Lützen zwischen einem protestantischen, überwiegend schwedischen Heer unter Führung des schwedischen Königs Gustav II. Adolf und den überwiegend katholischen kaiserlichen Truppen unter Albrecht von Wallenstein statt. Etwa 10.000 Soldaten, darunter General Gottfried zu Pappenheim und König Gustav II. Adolf, fanden auf dem Schlachtfeld den Tod.
Gustav Adolf wird heute immer noch als einer der großen schwedischen Könige verehrt, ein Gedenkstein und eine Kapelle bei Lützen erinnern an ihn.
2011 wurde auf dem Schlachtfeld ein Massengrab gefunden und vom Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle als Block geborgen und aufwändig konserviert. Das Museum Lützen 1632 neben der Gedenkstätte zeigt das Massengrab und die archäologischen Untersuchungsergebnisse. Anhand des Grabes und der Ergebnisse wurden uns durch die Führerin, Frau Krüger, die Schrecken des Krieges eindrucksvoll nahe gebracht.
Bild Massengrab Willi StockDie anschließende Führung über die Gedenkstätte und ein kleines Gustav-Adolf-Museum auf dem Gelände brachte uns die Person Gustav Adolf durchaus auch kritisch näher.
Nach einem Imbiss auf dem Gelände durften wir uns von Dr. Michael Struzina und Rayk Bauer verabschieden. Ein großer Dank an den Organisator und an die vielen Menschen, die diese wirklich tolle Tour in Mitteldeutsche Geschichte und Zukunft ermöglichten. Altenburg wird manche Teilnehmerin und manchen Teilnehmer wiedersehen.
Tief beeindruckt, aber unter dem Eindruck des Museums auch nachdenklich, traten wir die Rückfahrt nach Hambach an, wo wir am Abend eintrafen.
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